Alt-Text: Blick auf das historische Château Frontenac bei wolkigem Himmel in Quebec City. Das prächtige Hotelgebäude zeigt gotisch inspirierte Architektur mit vielen Türmchen und Spitzdächern. Im Vordergrund befinden sich verschneite Flächen und eine hölzerne Promenade, auf der einige Menschen spazieren gehen.
Kanada

Die andere Seite Kanadas

Unser Bild von Kanada mit seinen unberührten Küsten, lachsfangenden Grizzlybären und den schneebedeckten Rocky Mountains ist stark von den Nationalparks an der Pazifikküste geprägt. Wie aber sieht es im Osten des Landes aus? Unser Reiseexperte Thomas Scharr war auf der Suche nach Antworten.

Ein lächelnder Mann mit Bart hält einen Regenschirm und macht ein Selfie vor großen Buchstaben, die das Wort "OTTAWA" bilden. Im Hintergrund ist eine nasse Straße zu sehen und es scheint leicht zu regnen. Der Mann trägt eine grüne Jacke und eine Mütze.
Kanada

Die andere Seite Kanadas

Unser Bild von Kanada mit seinen unberührten Küsten, lachsfangenden Grizzlybären und den schneebedeckten Rocky Mountains ist stark von den Nationalparks an der Pazifikküste geprägt. Wie aber sieht es im Osten des Landes aus? Unser Reiseexperte Thomas Scharr war auf der Suche nach Antworten.

Alt-Text: Blick durch große Fenster von einem hohen Gebäude auf die dichte Bebauung und Wolkenkratzer einer Großstadt bei Tageslicht. Der Vordergrund zeigt ein Stück des Innenraums mit Fensterbänken, was darauf hindeutet, dass das Foto von einem Aussichtspunkt oder einer Aussichtsplattform aus aufgenommen wurde.

Blick aus dem CN Tower

8,5 Stunden saß ich von Frankfurt/Main bis Toronto im Flugzeug. Der Flug dauerte seine Zeit, war aber kürzer als Flüge zu den typischen Fernreisezielen in Asien oder Ozeanien. Toronto, die größte Stadt Kanadas, ist eine typisch nordamerikanische Metropole: Wolkenkratzer und Häuserschluchten prägen das Stadtbild. Kein Wunder, dass sie in Hollywoodfilmen häufig als Double von New York herhalten muss. Im Rahmen einer Stadtrundfahrt besichtigten wir den 553 m hohen CN Tower, einst das höchste Gebäude der Welt, und genossen die imposante Skyline Torontos aus der Vogelperspektive.

Eine Food Tour führte uns in den Stadtteil Kensington Market. Das hübsche Viertel mit älterer Bausubstanz galt einst als Einwanderviertel, bevor die allseits beliebte Gentrifizierung Einzug hielt. Studenten, Künstler und hippe Vertreter der bürgerlichen Mitte verliehen ihm ein alternatives Gepräge. Die geführte Runde mit leckerem Essen war toll, zudem uns der Guide zwischen den Snacks auch viel über die Stadt und ihre Menschen erzählt hat.

Eingangsbereich des Canadian Museum of History mit Schildern, die den Namen des Museums sowohl auf Französisch als "Musée canadien de l'histoire" als auch auf Englisch anzeigen. Große Glasfenster über dem Eingang reflektieren leicht das Innere der Lobby.

Eingang zum Nationalmuseum

Blick auf eine moderne Skyline mit mehreren hohen, gläsernen Wolkenkratzern unter einem blauen Himmel mit leichten Wolken.

Wolkenkratzer in Toronto

Thomas Scharr CN Tower

Thomas Scharr vor dem CN Tower

Alt-Text: Blick auf den Nathan Phillips Square mit dem Toronto-Schriftzug und einem reflektierenden Wasserbecken im Vordergrund, sowie den markanten, gebogenen Türmen des Toronto City Hall im Hintergrund. Ein bewölkter Himmel überspannt die Szene.

Toronto Downtown

Eine Gruppe von Personen steht auf einem Gehweg und hört einem Redner zu, im Hintergrund sind bunte Stadthäuser und ein Stoppschild zu sehen.

Führung durch Kensington Market

Alternativtext: Eine belebte Straße in der Stadt mit einer Reihe von Geschäften und bunten Schildern auf einer Seite und parkenden Autos am Straßenrand. Stromleitungen sind oberhalb zu sehen und eine Person geht auf dem Gehweg. Es ist tagsüber und der Himmel ist teilweise bewölkt.

Kensington Market

Hauptstadt Ottawa

Ein lächelnder Mann mit Bart hält einen Regenschirm und macht ein Selfie vor großen Buchstaben, die das Wort "OTTAWA" bilden. Im Hintergrund ist eine nasse Straße zu sehen und es scheint leicht zu regnen. Der Mann trägt eine grüne Jacke und eine Mütze.

Hauptstadt Ottawa

Wem die USA gefällt, der wird Toronto lieben. Überhaupt hatte ich das Gefühl, die englischsprachigen Kanadier stehen den US-Amerikanern kulturell sehr nahe, wahrscheinlich näher als ihren französischsprachigen Landsleuten. Die Grenze zwischen den beiden Sprachen bildet der Ottawa River, den wir am Nachmittag zu sehen bekamen: Wir fuhren nämlich mit dem Bus in die kanadische Hauptstadt Ottawa, die an jenem Fluss liegt und die einzige offiziell zweisprachige Stadt Kanadas darstellt.

Bei einer Stadtrundfahrt wurden uns unter anderem die sehenswerten Regierungsgebäude gezeigt. Was mich aber am meisten beeindruckt hat, war ein Besuch des Canadian Museum of History. Bereits in der Eingangshalle begrüßten uns aufgereihte Totempfähle der kanadischen Ureinwohner. Für Kinder gibt es aufgrund des modernen multimedialen Konzepts hier viel zu entdecken.

Anschließend fuhren wir über den Fluss in die französischsprachige Provinz Quebec. Auf einer Tiersafari kamen wir Elchen, Bisons, Wölfen und Bären ganz nah. Wir durften die Tiere sogar mit ganzen Säcken voll Karotten füttern. Doch leider waren die der Mohrrüben überdrüssig und nahmen das Futter nur widerwillig an. Unser Ziel war Mont Tremblant, eine typische Outdoor-Region, die zum Wandern, Biken, Reiten und Bootfahren einlädt und im Winter sogar mit einem kleinen Skigebiet punkten kann. Der Helikopterflug am nächsten Morgen fiel leider ins Wasser.

Zuckerschock im Sugar Shack

Ein gemütlicher Innenbereich eines Restaurants mit Holzwänden und -decken. Personen sitzen an einem langen Tisch mit rot-weiß karierten Tischdecken und bereiten sich auf eine Mahlzeit vor. Der Tisch ist mit Tellern, Tassen und Besteck gedeckt. Im Hintergrund ist das Restaurant belebt mit weiteren Gästen und dezentem Licht.

Zuckerschock im Sugar Shack

Dafür besuchten wir etwas typisch Ostkanadisches: einen Sugar Shack, zu Deutsch: Zuckerhütte. So nennen die Kanadier kleine Manufakturen, in denen der Saft des Zucker-Ahorns verarbeitet wird. Bereits die Indianer entnahmen den nur im Osten Nordamerikas vorkommenden Bäumen Pflanzensaft, um Sirup daraus zu gewinnen. Der Ahorn hat eine so große Bedeutung für das Land, dass sein Blatt die kanadische Flagge ziert. Wir kosteten von Ahornsirup über Ahornbonbons bis hin zu Ahornbier alles, was das Herz begehrt. Wir waren übrigens zur richtigen Zeit am richtigen Ort, denn der Ahornsaft wird zwischen März und April geerntet – die Produkte wanderten also frisch zubereitet in unsere Münder.

Abgesehen davon war unsere Reisezeit alles andere als perfekt. Aprilwetter mit Schneematsch und Regen können einem die Stimmung sprichwörtlich verhageln. Es empfiehlt sich, zwischen Juni und Oktober die Gegend zu besuchen. Der berühmte Indian Summer, der die Wälder in Rot und Gelb taucht, ist im September und Oktober zu erleben – die Provinz Quebec soll dafür eine gute Adresse sein!

Außenansicht eines kleinen, holzverkleideten Diners namens "Chez Dany" an einem trüben Tag. Vor dem Gebäude befindet sich ein Parkplatz mit einem dunklen SUV und neben dem Eingang zwei orange Verkehrskegel. Es gibt keine sichtbaren Personen im Bild.

Sugar Shack

Ein Schwarzbär steht auf seinen Hinterbeinen in einer natürlichen Umgebung mit Felsen und spärlicher Vegetation im Hintergrund.

Bär

Alt-Text: Zwei wilde Bisons stehen im Wald. Einer blickt in die Kamera, während der andere sich abwendet. Sie stehen auf feuchtem Untergrund mit Flechten bewachsenen Steinen und von herbstlichen Farben gesprenkelten Bäumen im Hintergrund.

Bisons

Ein Hirsch frisst eine Möhre aus der Hand einer Person vor einem Kieshintergrund.

Fütterung

Alt-Text: Menschen während einer Führung in einer rustikalen Holzhütte, die einer traditionellen Zuckerküche ähnelt. Einige Teilnehmer konzentrieren sich auf eine stehende Person, die etwas erklärt, andere schauen sich um. Die Hütte ist mit Holzwänden ausgekleidet und beherbergt einen großen Metallapparat, der vermutlich für die Verarbeitung von Ahornsirup genutzt wird, sowie diverse Informationsmaterialien an den Wänden.

Herstellung von Ahornsirup

Kultur der Ureinwohner

Alt-Text: Frontansicht eines modernen Gebäudes mit großen hölzernen Stützbalken in X-Form. Über dem Eingang, der von Glas umgeben ist, hängt ein großes gelbes Emblem mit einem Weizensymbol. Dekorative Elemente, darunter Girlanden und ungeschmückte Äste, schmücken den Eingangsbereich, der festlich wirkt.

Kultur der Ureinwohner

Nach dem Zuckerschock ging es weiter zu einem Hotel mitten in einem Indianerreservat des Stammes der Wyandot. Leider entsprach die Realität nicht unseren romantischen Vorstellungen eines solchen Reservates:  Statt üppiger Natur, Bisonherden und traditionell gewandeten Personen, gab es postmoderne Architektur, Einfamilienhäuser und Menschen in Businesskleidung. Das Reservat Wendake liegt nämlich mitten in der Stadt Quebec und die Bewohner pflegen einen typisch westlichen Lebensstil. Nichtsdestotrotz sind sie stolz auf die Kultur Ihrer Ahnen und halten sie nach jahrzehntelanger Unterdrückung lebendig. In einem nachgebauten Langhaus berichtete uns ein Stammesmitglied von Ihren Mythen und Legenden.

Mit einem Zwischenstopp Wasserfall von Montmorency, der mit 83 Metern höher ist als die Niagarafälle, ging es weiter ins charmante Herz von Quebec City. Die Stadt ist bei den US-Amerikanern und Kanadiern sehr beliebt, weil sie vergleichsweise viel historische Bausubstanz zu bieten hat und somit einen interessanten Gegensatz zu den meisten anderen Großstädten Nordamerikas darstellt. Tatsächlich sehen die Gebäude und das historisierende Château Frontenac aus, als wären sie Frankreich abgebaut und hier wieder zusammengesetzt worden.

Nach einer Übernachtung in der Quebec City fuhren wir in die Mauricie Region, einer Wandergegend mit viel Wald und Wasser. Wir aßen im Le Baluchon Éco-Villégiature ein leckeres Mittagsmenu aus lokalen Zutaten. Die hübsche Unterkunft sieht mit Schnee bedeckt aus, wie einer weihnachtlichen Liebeskomödie aus Hollywood entsprungen.

Ein Mann in traditioneller indigener Kleidung steht vor einem Schild mit der Aufschrift "ENDEÖNSKA, Hütte der Isolation, Sweat lodge" in einer winterlichen Landschaft mit Schnee bedeckt.

Museumsführer

Alt-Text: Rustikales Interieur einer traditionellen Holzhütte mit einem gewebten Bett, welches mit Fellen bedeckt ist. In einer Ecke ist ein Stapel gespaltenes Brennholz zu sehen. Starke Holzbalken und Seile tragen zur authentischen Atmosphäre bei.

Altertümlicher Schlafplatz im Reservat

Eine fein arrangierte Gourmet-Vorspeise auf einem grauen Teller, serviert in einem eleganten Restaurant. Das Gericht enthält spiralförmig geschnittenes, orangefarbenes Gemüse, möglicherweise Karotten, und einen kunstvoll drapierten Brotkorb voller kleingeschnittener Gemüsestücke, serviert mit zwei Klecksen Sauce. Im Hintergrund ist eine gefaltete Serviette und ein Teil einer Menükarte zu erkennen, was auf ein gehobenes Esserlebnis hinweist.

Modern interpretiertes indigenes Essen

Ein helles Hotelzimmer mit zwei Einzelbetten, gestreiften Überdecken und vielen Kissen. An der Wand hängen ein Traumfänger und Kunstobjekte, ein großer Fensterblick auf Bäume, ein Schreibtisch mit Stuhl und eine Leseecke mit Lampe sind ebenfalls zu sehen.

Schlafplatz im Reservat

Ein Schild mit der Aufschrift "SITE HURON 'ONHOÙA CHETEK8E'" und darunter in kleineren Buchstaben "Entrée principale Main entrance", was auf Französisch und Englisch Hauptzugang bedeutet. Das Schild ist rot mit weißer Schrift und wird von einem dunkel gebeizten Holzrahmen eingefasst. Im Vordergrund sind die Spitzen eines hölzernen Zauns zu sehen.

Eingang zum Museum

Alt-Text: Blick auf das historische Château Frontenac bei wolkigem Himmel in Quebec City. Das prächtige Hotelgebäude zeigt gotisch inspirierte Architektur mit vielen Türmchen und Spitzdächern. Im Vordergrund befinden sich verschneite Flächen und eine hölzerne Promenade, auf der einige Menschen spazieren gehen.

Chateau Frontenac

Alt-Text: Blick auf historische Gebäude mit steinernen Fassaden im unteren Teil des Bildes und ein majestätisches Hotel auf einer Anhöhe im Hintergrund, das über die kleineren Gebäude hinausragt. Der Himmel ist bewölkt und die Straßen sind frei von Menschenmassen, was eine ruhige Atmosphäre in einem urbanen Umfeld vermittelt.

Altstadt Quebec

Ein massiver, teilweise schneebedeckter Wasserfall, der von einem bewaldeten Ufer und einer kleinen Beobachtungsplattform am oberen Rand überblickt wird, mit Nebelschwaden, die vor der Kamera aufsteigen.

Wasserfall von Montmorency

Ein lächelnder Mann macht ein Selfie im Freien mit einer winterlichen Landschaft im Hintergrund. Er trägt eine grüne Jacke und hat dunkles Haar. Im Hintergrund sind Bäume ohne Blätter, Schnee bedeckt den Boden und ein kleiner Fluss fließt durch das Gelände.

Thomas Scharr in der Mauricie Region

Ein großes, historisch wirkendes Steinhaus mit mehreren Geschossen und einem Schieferdach, umgeben von kahlen Bäumen und einer schneebedeckten Landschaft unter einem bewölkten Himmel.

Le Baluchon Eco Villegiature

Blick auf eine historisch anmutende Gasse bei bedecktem Himmel mit Kopfsteinpflaster und alten Gebäuden. Im Vordergrund eine steinerne Treppe, die zur Straße hinabführt. Links ein Schild mit der Aufschrift "L'ESCALE brûlerie", daneben eine blaue Tür. Menschen sind in der Ferne sichtbar, aber nicht im Fokus des Bildes.

Winkel in Quebec

Alt-Text: Eine nasse Kopfsteinpflasterstraße führt durch eine urbane Szenerie mit historischen Gebäuden zu beiden Seiten. Personen spazieren die Straße entlang, und im Hintergrund ragt ein Turm eines auffallenden Gebäudes in die Höhe. Es wirkt wie ein kühler, bewölkter Tag.

Gasse in Quebec

Montreal

Letzte Station unserer Rundreise war Montreal, die zweitgrößte Stadt Kanadas und größte Metropole im französischsprachigen Teil des Landes. Wieder erinnerten Wolkenkratzer an Städte in den USA. Da passt es eigentlich nicht ins Bild, dass die frankophonen Kanadier kaum des Englischen mächtig sind (ebenso wenig wie die Anglokanadier des Französischen). Im französischen Teil Kanadas werden viele kontinentalfranzösische Medien konsumiert, weshalb dort die Mentalität der europäischen nähersteht als im englischsprachigen Teil.

Fazit

Der kleine Ausschnitt Ostkanadas, den ich mir anschauen durfte, hat viel Sehenswertes zu bieten. Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass unser Bild von Kanada vor allem durch die Nationalparks im Westen geprägt ist (Sie wissen schon: Küsten, Grizzlybären, Rocky Mountains) und sich die Metropolen des Ostens am besten mit diesem Teil Kanadas verbinden lassen: Sind Sie beispielsweise auf den Weg in den Westen, legen Sie einen Zwischenstopp in der Metropole Toronto ein und besichtigen Sie die größte Stadt Kanadas sowie die nahegelegenen Niagarafälle. Dann haben Sie Höhepunkte aus den beiden Seiten Kanadas in einem Urlaub vereint!

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