Best of Spanien, Marokko und Großbritannien – Andalusien 2022
Auf Ihrer Reise nach Andalusien erlebte unsere Reiseexpertin Ulrike Römer das Beste aus 3 Ländern. Wie sie das angestellt hat, lesen Sie in ihrem Reisebericht.
Anfang Oktober brachte mich eine Dienstreise nach Andalusien, der sagenumwobenen Region in Südspanien, einst von den Mauren beherrscht, heute von Sonnenanbetern bevölkert. Mein erster Eindruck war durchaus positiv: Der Flughafen in Malaga ist sehr modern und gut ausgeschildert. Viele Shops und Bistros laden zum Verweilen ein. Das muss man sich allerdings leisten können: Ein Baguette mit Serrano-Schinken schlug mit 13 € zubuche.
Per Bustransfer ging es in unser Übernachtungshotel Aldiana Club Costa del Sol. Es liegt mitten im Nirgendwo ca. 15 km von Gibraltar entfernt und bietet einen schönen Blick auf das Meer, das Hinterland und den Felsen von Gibraltar. Das Hotel richtet sich nicht nur an Familien und Clubliebhaber, sondern auch an sportlich aktive Gäste, die die Golf- und Tennisplätze schätzen. Rein optisch lockt der lange Sandstrand zum Sprung ins Mittelmeer, aber: eine mir unbekannte Strömung sorgt für ziemlich kaltes Wasser. Laut Hotelmanager hatte es 17° C. Interessanterweise ist der Atlantik ein paar km westlich wärmer. Wir überzeugten uns davon bei der Besichtigung des im Aldiana Club Andalusien. Das Wasser an der dortigen Playa la Barrosa, dem offiziell schönsten Strand Spaniens, betrug zur selben Zeit 21° C.
Zum Glück bietet Andalusien viel mehr als Badeurlaub! Im Oktober, wenn das Quecksilber dort nicht mehr über 40° C steigt, lässt sich das Land in seiner ganzen Schönheit und kulturellen Tiefe erleben. Unser erster Ausflug führte uns in die in Deutschland recht unbekannte Stadt Tarifa.
Am südlichsten Punkt Europas
Tarifa ist die südlichste Stadt Europas, sieht aber aus, wie die nördlichste Stadt Afrikas. Ihre von weißen Häusern gerahmten Gässchen erinnern stark an Städte in Marokko und sollen zum Teil noch auf die Mauren zurückgehen.
Zum Hintergrund: Die Mauren waren muslimische Stämme aus Nordafrika, die im 7. Jahrhundert fast die gesamte iberische Halbinsel eroberten. „Al-Andalus“ nannten sie ihre neuen Besitzungen, woraus sich der Name Andalusien entwickelte. In Tarifa betraten sie im Jahr 710 erstmals europäischen Boden. Erst 1492 wurden die Mauren von christlichen Königreichen besiegt.
Weil Tarifa an der engsten Stelle der Straße von Gibraltar liegt – gerade einmal 14 km sind es bis Marokko, 35 Fährminuten bis nach Tanger – ist Marokko von hier aus gut zu sehen. Einmalig an diesem Blick ist der rege Schiffsverkehr. Mehr als 300 Handelsschiffe fahren am Tag durch die Meerenge.
Heute zählt Tarifa zu den coolsten Städten Spaniens. Ein morbider Hippie-Charme macht die Altstadt überaus sympathisch. Unterstützt wird dieser „Vibe“ durch die vielen Kite-Surfer, die hier unterwegs sind. Tarifa gilt als einer der weltweiten Hotspots des Kite-Surfens. Die Stadt hat 2 unterschiedlich temperierte Strände, wobei es sich hier nun genau andersherum verhält: Am Mittelmeerstrand wird das Wasser im Sommer fast 30° C warm, am Atlantikstrand maximal 20° C.
Noch eine Besonderheit hat Tarifa zu bieten: Nirgendwo in Europa gibt es mehr Wale und Delfine zu sehen! Auf einer Whale-Watching-Tour bekamen wir Delfine und Grindwale zu Gesicht. Manchmal zeigen sich sogar Orcas. Tarifa ist definitiv mehr als Geheimtipp!
Tiefe Schluchten, rote Weine
Ein weiterer Ausflug führte uns nach Ronda – ebenfalls ein „Must See“ in Andalusien! Die Altstadt liegt auf einem Bergsporn über einer 120 m tiefen Schlucht. Die Häuser sind teils bis an die Abbruchkante herangebaut – sehr eindrucksvoll! Hier bieten sich fantastische Blicke über die gebirgige Landschaft ringsum. Die maurisch geprägte Altstadt besticht mit hübschen Läden, netten Cafés und der ältesten Stierkampfarena Spaniens.
Berge und Sonnenschein satt machen Andalusien zum perfekten Weinbaugebiet. Wir besuchten eine Weinkellerei in der Nähe von Ronda, die Bodega Dona Felisa. Zwar würde ich den Besuch nur Menschen mit einem besonderen Interesse an Weinen empfehlen, dennoch hatten wir bei leckeren Tapas und der Verkostung der edlen Tropfen eine tolle Zeit. Im Gespräch mit der Herrin des Weinguts musste unser Reiseleiter übersetzen, weil sie ausschließlich Spanisch sprach. Auch viele jüngere Spanier sind der englischen Sprache nicht mächtig. Für einen Spanienurlaub abseits der Balearen und Kanaren sind ein paar Brocken Spanisch deshalb wirklich hilfreich. Sehen Sie es als willkommenen Anlass, sich Grundkenntnisse in der wunderschönen und nicht allzu schweren spanischen Sprache anzueignen!
Abstecher nach Großbritannien
Mit meinen Englischkenntnissen kam ich im nahegelegenen Großbritannien deutlich besser zurande. Der Ausflug dorthin war das Highlight meiner Andalusienreise. Eine kurze Taxifahrt brachte uns an den Grenzübergang in La Línea de la Concepción. Gleich hinter dem Kontrollposten beginnt britisches Staatsgebiet, erkennbar an einer feuerroten Telefonzelle – na klar, wir waren in Gibraltar, der britischen Exklave in Südspanien.
Obwohl Gibraltar nur 6,5 km² groß ist, hat es einen eigenen Flughafen. Die Start- und Landebahn beginnt direkt am Grenzübergang und wird vom Fußweg gequert. Liebe Kinder, hier ist es wirklich ganz wichtig, nur bei Grün über die Ampel zu gehen!
Vom Flughafen aus fährt ein Bus für 3 € ins Stadtzentrum. Die Prachtstraße wirkt wie ein England unter Palmen: die Häuser, die Polizisten, die Briefkästen, die Wegweiser, der Linksverkehr – vieles erinnert an das Mutterland, nur das Wetter nicht. Wir bummelten durch die Fußgängerzone tranken ein „Pint“ und konnten in den vielen Läden steuervergünstigt shoppen. Leider fehlte uns die Zeit, um noch mehr von Gibraltar zu sehen, wie den botanischen Garten oder den monströsen Felsen mit der Seilbahn, den Berberäffchen und dem Höhlensystem. In der Stadt kann man gut und gerne mehrere Tage zubringen.
Andalusien: Tolles Reiseziel für den Herbst
Nach 5 spannenden Tagen war meine Reise vorbei. Ich habe einiges über Andalusien gelernt. Die Region ist ungemein vielschichtig und bietet neben traumhaften Stränden tolle Landschaften, viel Kultur und beste Voraussetzungen für Sportler. All das lässt sich am besten im Herbst erkunden, wenn die Touristenströme abebben und die fallenden Temperaturen anstrengendere Aktivitäten im Freien erlauben. An einigen Stränden kann auch den ganzen Oktober über noch gebadet werden. Die Reisesaison geht bis Mitte November, wenn es zunehmend unbeständiger wird und oft den ganzen Tag nieselt – dann erinnert in Gibraltar auch das Wetter an das britische Mutterland.
Interessieren Sie sich für einen Urlaub in Andalusien? Die schönsten Resorts der südspanischen Region finden Sie auf unserer Seite Hotels in Andalusien.